Geruch/Blume Trockene Tannine bestimmen die erste Nase; und ein Hauch von Karamell - ein sehr schöner Kontrast. Die so geschürten Erwartungen werden bei diesem Wein mal nicht enttäuscht, das Schwenken bringt die Karamellnoten prächtig zur Geltung, fast Nougat-artig und schon ebenso fast ein wenig zu süß in der Ausprägung. Unter diesen Tönen findet man außerdem einen - im Vergleich marginalen, aber deutlichen - Einschlag von Apfelschale und feuchtem Heu. Auch eine Frucht entwickelt sich (mäßig) und ist nur schwer zu verorten zwischen Süßkirsche und Erdbeere - bzw. eher den daraus prodzierten Kuchen. Geschmack/Mundgefühl Ebenso kompex gibt sich der Côtes du Rhône im Geschmack. Und ebenso schön unaufdringlich bis hintergründig sind die Nuancen - was es dem Verkostenden nicht wirklich leicht macht... Vor allem, da eine zeitliche Komponente mit im Spiel ist: Der Wein rollt sanft von vorne nach hinten - und ist verschwunden (s.u.) Mild als Dachbegriff, wenig aussagekräftig, dennoch prägend; ansprechendes Volumen, auf der Zunge dominiert jedoch das Mundgefühl in einer recht wässrigen Ausformung. Entsprechend dominant am Gaumen, trocken-holzig, keine nennbare Frucht - sie geht in Richtung herb-bitter, Sanddorn... Reformhaus! Dazu Trester. Aber auch ein Hauch des Karamell findet sich wieder. Säure ist ebenso schwer zu verorten, dennoch ein Einschlag ins Zitronige - überraschend. Aber so mild wie erhofft. Apfelsäure! Nach einiger Zeit kam diese Assoziation - und sie trifft es am besten ("Apfelessig" wollte ich nicht schreiben, denn "Essig" und "Wein" in einem Satz...) Pelz bleibt gänzlich aus. Abgang/Nachgeschmack Tatsächlich kaum Abgang - was auch überrascht, hat man doch mit mehr gerechnet - immerhin harmlos mild und somit nicht unharmonisch. Diese leicht sauren Apfelnoten bestimmen auch den Nachgeschmack, und das ist bei Weitem nicht so unangenehm, wie es sich anhört.
Fazit: Kein Côtes du Rhône für den "Probierkasten", zu ungewöhnlich die Nuancen. Aber "ungewöhnlich" ist das Stichwort, denn nicht nur das ausgeprägte Bouquet verhilft ihm zur "5" - und zur aktuellen Empfehlung; es ist dieses Ungewöhnliche, das den Wein interessant macht. Und er wird nur kurz zu haben sein! Bemerkung: Eine Ergänzung: Hier hat man mal keinen "wie-kommen-die-bloß-auf-die-Idee-Wein" im Glas: Trotz der Plömpel "Deutsche Wein Trophy usw." (und entgegen der meisten bislang gemachten Erfahrungen hier) hat der Wein einen auszeichnenden Plömpel durchaus verdient.
Dieser Wein wurde verkostet am Dienstag, 26. März 2013