Geruch/Blume Relativ dumpf die erste Nase, mit einem Hauch Mon Cheri und etwas Trockenem, Gerbstoffartigem in Richtung Kork. Ähnlich aufgestellt die zweite Nase, breiter in den ansprechender werdenden Gerbstoffen. Nicht übel. Geschmack/Mundgefühl Dies Dumpfe, Tragende bestimmt den Puglia Primitivo ebenso im Geschmack. Sehr erfreulich: Die sonst oft bei einem Appassimento angetroffene (*) klebrige Süße bleibt uns erspart, im Gegenteil, die vorhandene Süße ist fast hintergründig, keine Frucht drängt sich besonders auf. Das Volumen ist wirklich gut, fast der gesamte Mundraum nimmt Teil, zudem vermeldet nicht nur die Zunge eine schöne Struktur, vielleicht genährt von den wenigen, wieder trockenen Tanninen, die es - sehr erfreulich - bis hierher schaffen. Im Mundgefühl zwar etwas pappig, doch ist dies beschreibend und nicht wertend gemeint. Die stets vorhandene Frucht mag sich nicht wirklich offenbaren, sicher Erdbeere, doch auch aus der Zitrusfraktion finden sich wage Kandidaten, wie gesagt: alles in Maßen - wirklich gut. Sonst ist der Doppio Tratto recht unauffällig in den Nuancen. In der Säure bestenfalls harmlos, eigentlich zeigt sich gar keine. Dafür aber auch kein Pelz. Jedenfalls zu Beginn; denn über die Zeit addiert es sich hier gewaltig, jeder Schluck trägt eine Lage Belag bei... und es dauert immer länger, bis dies dann wieder verschwindet. Abgang/Nachgeschmack Kaum Abgang. Und kaum Nachgeschmack. Extrem rasch bleibt - nach kurzem Intermezzo mit ansprechenden Resten des oben Genannten - die reine Pappe (diesmal ist der Begriff nicht ganz frei von Wertung).
Fazit: Eine echte Überraschung! Zwar steht sogar auf dem Etikett "halbtrocken", doch gibt es hier im Testfeld weitaus halbtrockenere Weine, die sich selbst "trocken" nennen. Oder weniger verschwurbelt ausgedrückt: Der Wein ist bei Weitem weniger süß als gedacht/befürchtet. Und als Primitivo jederzeit zu erkennen! Für eine "5" reicht es nicht ganz, dennoch sollte man den Appassimento probiert haben, vor allem, weil er (*) eben nicht so süß daherkommt wie viele seiner Vorgänger. Und das für den Preis! Sicher die "Aktuelle Empfehlung" wert - selbst in der 1-Liter-Pulle (die ja sonst eher wenig vertrauenserweckend daherkommt).
Dieser Wein wurde verkostet am Mittwoch, 07. November 2018